Ich stehe immer noch unter Schock. Werde ich jemals wieder ein normales Leben führen können? Wie soll ich das nur verarbeiten? Und vor allem: werde ich das Ende der Tour erleben, oder vorher einen schrecklichen Unfall erleiden? Nach gestern Abend war alles möglich!
Ich war hin- und hergerissen zwischen meiner Angst (nun weiß ich, was Todesangst ist) und der Pflicht, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Es hatte schon genug Opfer gegeben. Irgendwann musste doch mal Schluss sein damit.
Also entschloss ich mich, im Notfall mein eigenes, unwürdiges Leben zu opfern, um dieses Ziel zu erreichen. Und so saß ich wieder mal in meinem Auto, um weitere Beweise zu liefern (sofern das überhaupt noch nötig war).
In Magdeburg angekommen war es gar nicht so leicht, den Club zu finden. Durch finsterste Gegenden musste ich fahren. Ja, hier fühlten die sich bestimmt so richtig wohl. Ich bekam eine Gänsehaut und machte mir mit einer Rolf-Zuckowski-Kassette Mut. Das klappt eigentlich immer.
Als ich endlich die Factory gefunden hatte, hatte der Einlass längst begonnen. Somit war es ziemlich schwer, weit nach vorne zu kommen. Als ich das aber doch, allerdings dafür vollkommen durchgeschwitzt, geschafft hatte und seitlich am Graben stand, lächelte mir von dort aus Tourmanagerin Dotty zu und bot mir ein Getränk an. Was zum Henker war das jetzt wieder für eine Teufelei? War hier so viel Böses im Raum, dass sich die Pole umkehrten. Wurde aus minus mal minus plus? Nein, unmöglich, so viel Bosheit konnte es nicht geben, um es mit ihr aufzunehmen. Es war ganz klar: sie wollte mich vergiften. Oder zumindest willenlos machen. Aber warum? Gestern lächelte D. mich an, heute tut es Dotty ihm nach was soll der Scheiß? Ich lehnte dankend ab, sie zuckte kurz die Schultern und verschwand im Backstagebereich.